Rede von „Eine Stadt für Alle“: Für ein soldarisches Bahnhofsviertel“ am 1.6.2024 zur Kundgebung von 5 Jahre Hausprojekt NiKa


Es gibt so viele Ideen und Vorschläge für eine solidarische Stadt – für die Veränderung der Verhältnisse wie auch für Selbstveränderung, für die Aushandlung von Bedürfnissen und die Durchsetzung sozialer und kollektiver Rechte für alle – für soziale und migrantische Zentren, für Gesundheitszentren auf Stadtteilebene und und und.

Doch vieles zerschellt an der Unantastbarkeit des Eigentums und an der Profitmaximierung in dieser Stadt – der global city Frankfurt.

Ins Unendliche steigende Mieten – auch Mietenwahnsinn genannt – bei gleichzeitig immer mehr Menschen, die sich hier nicht mehr leisten können, zu leben.

Gewerbetreibende kleinerer Läden haben das gleiche Problem.

Seit heute ist auch der drastisch erhöhte Mietspiegel in Kraft – die städtische Politik macht es möglich, in Absprache mit Eigentümerverbänden wie Haus&Grund. Eine Selbsthilfeorganisation wie „Mieter helfen Mietern“ lehnt diesen Mietspiegel ab.

Seit Jahren sucht project shelter Räume zum Leben und für Selbstorganisierung – all die vorgeschlagenen Häuser stehen entweder bis heute leer oder sind abgerissen.

Seit Jahrzehnten wird ein Haus für Roma gesucht – doch beide Initiativen sind zusätzlich strukturellem und individuellem Rassismus ausgesetzt.

Wie zum Hohn stehen – nicht nur hier im Viertel – massenweise Gebäude leer – neue, alte, umgebaute, viele Büros, aber auch Wohnungen. Ein Beispiel:

Am Hauptbahnhof 4  – dort Wohnende wehren sich gegen Kündigungen und Verdrängung durch den luxemburgischen Investor First Solid Rock Portefolio Sàrl und dessen Spekulation auf Luxusverwertung des Gebäudes. Unterstützen wir die Mieter*innen dabei in ihrem Zuhause zu bleiben und auch die fehlende Instandhaltung des Gebäudes durchzusetzen! Durch ihren Protest wird aufgedeckt, dass mittlerweile beinah jede zweite Wohnung im Gebäude leer steht. Dieser Leerstand wird nirgendwo gezählt und ist auch im Straßenbild nicht sofort erkennbar.

Aneignungen von Leerstand zeigen, dass es möglich ist, widerständig zu werden. Zwei Beispiele:

Die leerstehende Dondorf-Druckerei in Bockenheim, Eigentum des Landes Hessen, wurde zweimal mit großer Beharrlichkeit besetzt  – aber leider geräumt /// die Besetzung der leerstehenden Günderodestraße 5 im Gallus, Eigentum der FAZ, wurde inzwischen abgerissen –  die Besetzer*innen sind, allerdings nur bis Ende diesen Jahres, in Höchst untergekommen und erhalten Menschen ohne Obdach, eben das Dach über dem Kopf.  

Zudem werden Konzepte entwickelt für Wohnraum, für Treffpunkte … , häufig mit der Nachbarschaft gemeinsam, gegen die kapitalistischen Zumutungen.

Damit werden diese Häuser schon zu anderen Orten – solange es die Möglichkeit gibt, diese zu halten.

Um Leerstand anders zu machen, brauchen wir mehr.

Die Forderung nach Vergesellschaftung des Wohnraums und Selbstbestimmung darüber – ohne alle Verantwortung in neoliberaler Weise auf das einzelne Individuum abzuwälzen – hat „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ exemplarisch aufgeworfen. Und ebenfalls in Berlin gibt es nun den Versuch, den Abriss eines ParkCenters zu verhindern, das Gebäude zu erhalten und in ein SorgeCenter umzuwandeln. Für eine Nahversorgung – im umfassenden Sinne – samt nachbarschaftlicher Treffpunkte und Beziehungen.

Leerstand wird gemacht und ist gleichzeitig ein Riss im Schleier kapitalistischer Stadtentwicklung. Leerstehende Orte laden uns zum Suchen ein – nach dem was war, was nicht mehr ist und was sein könnte.

Schaffen wir solidarische Orte in unserem widersprüchlichen Hier und Jetzt.

„Eine Stadt für Alle!“ möchte euch hiermit eine Kampagne vorstellen –Leerstand – aufdecken – aneignen – anders machen –

damit wir uns gegenseitig bestärken, mit neuen Ideen verstärken und die Durchsetzungskraft erreichen, die dafür nötig ist.

Die Flyer dazu werden hier gerade verteilt.

Eben „leben statt Leerstand“

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