Rödelheim: Fritz deutschlanD muss ausziehen & sucht neue Räume – Gentrifizierung mal anders

Wir sind ein Zusammenschluss von Handwerkerinnen, Architekten, Künstlerninnen, Musikern und Kreativschaffenden und seit 1996 Mieterinne und Mieter im Kesselhaus einer ehemaligen Schuhmaschinenfabrik in Frankfurt / Rödelheim. Seit Jahrzehnten agieren wir auch unter dem „Dach“ unseres Vereins, genannt Fritz deutschlanD Verein. Wir veranstalteten jahrelang stadtbekannte Partys am 30. April und zu Weihnachten, sowie unter anderem einen monatlichen Jour Fixe als offene Essenseinladung in einer privaten Wohnung eines Vereinsmitglieds. Wir organisieren Konzerte, Kleidertauschtermine, sowie einen „Jour Fritz“ als Informationsabend verschiedenster Genre in unseren Räumen, Künstleraktionen, Spaziergänge zur Stadterkundung, etc.

Alles in allem sind wir also ein sich und andere inspirierender, berufsübergreifender Zusammenschluss von Handwerkerinnen und Kreativen, die nach Möglichkeit ihren angemieteten Raum für Kultur öffnen.

Nun hat sich unser Vermieter dazu entschieden die ehemalige Schuhmaschinenfabrik zu gewissen Teilen abzureißen um schicke Wohnhäuser auf dieser Fläche zu bauen. Zu diesem Bereich gehört auch das Kesselhaus, welches wir seit über 20 Jahren gemietet haben. Unser Mietvertrag würde noch 3,5 Jahre laufen, aber um die Finanzierung aufrechtzuerhalten und so schnell wie möglich bauen zu können, ist der Vermieter vor ca. einem Jahr an uns herangetreten um unseren Auszug zu beschleunigen. Nach langen Überlegungen haben wir das Angebot einer Abfindung angenommen, da ein Grossteil der Mieter natürlich finanziell auf die Werkstatt- und Bürofläche angewiesen ist und sich keinen Arbeitsausfall leisten kann. Der Umzug der Maschinen und der Werkstätten wird viel Geld und eigene Arbeitskraft kosten und da wir noch keine neuen Räume gefunden haben, kennen wir auch noch nicht die Mehrkosten an Miete die eventuell auf uns zukommen werden.

Aufgrund der Mietlage in Frankfurt und Umgebung, der zunehmenden Gentrifizierung und auch damit  einhergehenden Veränderung der industriellen Objekte, fällt es uns schwer einen adäquaten Erstaz zu finden der bezahlbar und vor allem auch für unseren bisherigen Wirkungskreis nutzbar ist.

Wir würden dafür eine gewerbliche Infrastruktur (Anlieferung, Lärmbelastung, etc) benötigen, welche aber auch die innerräumlichen Möglichkeiten bietet, die wir für unsere kulturellen und gemeinschaftlichen Aktionen im Kesselhaus haben. Nicht zuletzt würden wir den Charme und den Reiz industrieller Gebäude aus anderen Zeiten – fern von zweckmässigen grauen Hallen in Systembau-Charakter – bevorzugen.

Uns ist klar, dass dies alles sich wahrscheinlich nicht unbedingt erfüllen lässt, hoffen aber darauf.

Aus unserem Dunstkreis wissen wir, dass es auch andere solcher Gemeinschaften in Frankfurt und Umgebung gibt denen das gleiche Schicksal droht. Dies ist eine Erscheinung der allgemeinen Interessenslage die nicht nur uns betrifft.

Auch ist die Notwendigkeit eines Umzuges für solche alternativen Gemeinschaften, wie wir eine sind, derart eine Gefahr, dass sie aus existenziellem Druck auseinanderbrechen und somit viel mehr verloren geht als eine Mietgemeinschaft. Nicht nur intern, sondern auch für das ganze Stadtgeschehen, da der Mietraum in unserem Fall nicht nur den Zweck erfüllt das eigene Gewerbe auszuüben, sondern auch sich für Kultur, Kreativität und fachübergreifenden Austausch zu öffnen.

Da wir bis zum Ende diesen Jahres ausziehen müssen, sind wir für jeden Hinweis ein neues Objekt zu finden und für jede Hilfe dankbar. Wir freuen uns auch über andere raumsuchende Kreative und Handwerker die sich unserer Gemeinschaft auf der Suche nach einem Objekt anschliessen wollen.

 

Fritz deutschlanD e.V. – info@fritzdev.de

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