Update zur Aufwertungspolitik der ABG in der Rödelheimer Siedlung „Im Füldchen“

 

  • Sanierung in der Siedlung „Im Füldchen“ sorgt für erhebliche Verdrängung
  • Reduktion der Wohneinheiten und erhebliche Mietsteigerungen
  • Neu geförderter Wohnraum kompensiert Altbestand in keiner Weise

 

Oberflächlich betrachtet mögen die Sanierungspläne der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG in der Rödelheimer Siedlung „Im Füldchen“ durchaus prima erscheinen. Veralteter Wohnbestand aus den 60er Jahren, der teils von massiver Durchfeuchtung des Mauerwerks betroffen und sichtlich renovierungsbedürftig war sowie mangelnde Fluchtwege aufwies, wird nun modernisiert. Es entstehen 173 neue Wohnungen mit Wohnungsgrößen von 1,5- bis 4-Zimmer Wohnungen, teils senioren- und familiengerechter Wohnraum. Dennoch übt Andrea Kempkes, Mitglied der Kampagne „Eine Stadt für alle! Wemgehört die ABG?“ heftige Kritik: Die Siedlung „Im Füldchen“ ist kein Vorzeigeprojekt der ABG, sondern die aktive Zerstörung von Sozialwohnungen und Resultat der kompletten Übergehung der Bedürfnisse der einkommensschwachen Mieterschaft. Anstatt eine renovierungsbedürftige Siedlung in Abstimmung mit den bestehenden Mieter_innen sanft zu modernisieren, schafft die kommunale Wohnungsgesellschaft gehobenen Wohnraum und verdrängt Geringverdienende an den Stadtrand.“

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Was ist hier falsch gelaufen? Die Siedlung „Im Füldchen“ war bis 2012 eine Siedlung mit 224 Klein- und Kleinstwohnungen für Sozialmieter_innen. Vor drei Jahren fiel der komplette Wohnungsbestand aus der Sozialbindung, woraufhin die ABG die Komplettsanierung der Gebäude ankündigte. Argumentiert wurde mit dem wahrlich schlechten Zustand der Gebäude, den die Eigentümerin ABG durch das Verschleppen dringend nötiger Instandhaltungsarbeiten über Jahre und Jahrzehnte selbst herbeigeführt hatte. Eine Komplettsanierung war schließlich als einziger Ausweg zur Rettung der Gebäude notwendig geworden. Auf einer Sitzung des Ortsbeirates 7 am 06.10.2015 gaben die anwesenden Vertreter_innen der ABG offen zu, dass im Hinblick auf die Umbaupläne deshalb auch in den letzten Jahren frei gewordene Wohnungen gar nicht mehr erst vermietet wurden und bei der kommunalen Wohnungsgesellschaft somit dringend benötigter Wohnraum über Jahr leer stand.

Dass nach der Komplettsanierung in drei Bauabschnitten energiegedämmte, barrierefreie Wohnungen auf den Markt kommen, mag zahlungskräftige Mieter_innen freuen, aber nur ein kleiner Teil der ehemaligen Sozial-Mieter_innen können von auf eine Rückkehr in die schicken neuen Wohnungen hoffen. Viele wurden in Ersatzwohnungen weit entfernt von ihrem angestammten Sozialumfeld am Stadtrand verdrängt. „Mir haben sie angeboten nach Eckenheim, Preungesheim oder ins Altersheim zu ziehen. Das tut schon weh. Ich möchte nämlich unbedingt in Rödelheim bleiben.“, sagt ein Mieter. Daher bedeutet die auf den ersten Blick so sinnvolle Aufteilung der neu geschaffenen 173 Wohnungen in ein Drittel Sozialwohnungen, ein Drittel Familien- und Seniorenprogramm und ein Drittel frei finanzierte Wohnungen letztlich nichts anderes als die Abschaffung von über 100 günstigen Mietwohnungen in Rödelheim und den damit einhergehenden sozialen Verwerfungen.

Statt dem dramatischen Wegfall von Sozialwohnungen in Frankfurt in den letzten Jahren als kommunale Wohnungsgesellschaft entgegenzuwirken, priorisiert die städtische ABG in der Siedlung „Im Füldchen“ und anderswo in Frankfurt die Ansiedlung von gut verdienenden Singles, beziehungsweise Familien mit Doppelverdienden, denen nun in direkter Nachbarschaft zur gehobenen Wohnsiedlung „Am Rebstockpark“ weitere 83 neue Wohneinheiten zur Verfügung gestellt werden. Dort werden Quadratmeterpreise von 12 € fällig, ein Preis, den viele Alleinerziehende oder Geringverdienende mit Kindern nicht stemmen können. Die Kampagne „Eine Stadt für alle! Wem gehört die ABG?“ fordert daher die Abkehr von der profitorientierten Logik der stadteigenen Wohnungsgesellschaft ABG und stattdessen die Erhaltung und Schaffung von Wohnraum für Geringverdienende und Benachteiligte.

 

Frühere Beiträge zum Thema:

Bericht zum Besuch in den ABG-Siedlungen in Praunheim und Rödelheim

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